Das Schwert des Himmels

VOR LANGER ZEIT, ALS die Sterne noch jung waren und das Chaos die ersten Welten formte, teilte sich das Universum in drei Reiche – jedes durchdrungen von seiner eigenen Macht und seinem eigenen Schicksal. Hoch über den Wolken, unerreichbar für sterbliche Augen und jenseits aller Vorstellungskraft, erstreckte sich das Himmelreich: ein Ort von unvergleichlicher Schönheit und erhabener Stille. Schwebende Inseln trugen Paläste aus reinem Licht, deren Kuppeln wie Sterne funkelten und deren Säulen aus schimmerndem Kristall bestanden. Zwischen endlosen Meeren aus Sternen wandelten die Götter – Wesen von nahezu unermesslicher Macht, geschaffen als Wächter der Ordnung und Lenker des Schicksals. Ihre goldenen Hallen widerhallten vom Klang himmlischer Harmonien und Melodien so rein, dass sie selbst die Zeit zum Schweigen brachten. Und wo immer ihre Füße den Boden berührten, hinterließen sie Spuren aus leuchtendem Licht.
  Auf der dunklen Seite des Universums, tief in den Tiefen der Hölle, lag das Dämonenreich – ein Land aus lodernden Flammen, die wie lebendige Schlangen durch die ewige Nacht züngelten. Hier herrschte der Dämonenkaiser über seine Untertanen: uralte Wesen, geboren aus Chaos und Zerstörung, deren einziges Ziel es war, die Welten unter ihre dunkle Herrschaft zu zwingen. Schwarze Festungen erhoben sich wie Klauen gegen den Himmel, ihre Spitzen in den Sternenhimmel ragend, während Armeen aus Schatten unermüdlich an den Grenzen der Reiche lauerten, bereit, bei der ersten Schwäche zuzuschlagen.
Zwischen diesen beiden Extremen lag das Reich der Sterblichen – ein Ort voller Leben und ständigen Wandels, wo Menschen mit begrenzter Lebenszeit nach Vervollkommnung strebten, um die Grenzen ihrer Sterblichkeit zu überwinden. Wer durch Disziplin und Magie die Unsterblichkeit erlangte, wurde zu einer Brücke zwischen Himmel und Dämonenreich, zwischen Licht und Dunkelheit, und trug die Last der Balance zwischen den Reichen.
Dieses Reich war durchdrungen von 陰  (yin) und 陽 (yang) – weder ganz rein, noch gänzlich verdorben – und stets bedroht von den Konflikten der Götter und Dämonen.
Vor Jahrhunderten tobte ein Krieg zwischen den Göttern und den Dämonen – ein Konflikt so verheerend, dass selbst die Sterne erloschen und die Nacht in ewige Dunkelheit tauchte. Der Dämonenkaiser Han Mo führte seine Armeen gegen den Himmelspalast selbst an, doch er wurde von einem einzigen Krieger aufgehalten: dem legendären Schwertmeister des Himmels. Mit einer Klinge geschmiedet aus Sternenlicht besiegelte er Han Mos Niederlage, der gerade noch in die tiefsten Abgründe des Dämonenreichs entkommen konnte. Doch der Sieg war mit einem hohen Preis erkauft: Das Himmelsschwert zerbrach bei seinem letzten entscheidenden Hieb in sieben Fragmente, die sich über alle drei Reiche verstreuten und seine einst so unvergleichliche Macht verblassten.
Die Götter, erfüllt von Zorn und Trauer über den Verlust ihrer mächtigsten Waffe, verhängten eine schwere Strafe über den Schwertmeister des Himmels. Sie verbannten ihn in das Reich der Sterblichen, wo er als einfacher Mensch wiedergeboren werden sollte – ohne Erinnerung an seine glorreiche Vergangenheit. Um seine göttliche Natur zurückzuerlangen und ins Himmelreich zurückzukehren, musste er die ›Sieben Pfade der Läuterung‹ beschreiten: Prüfungen, die Körper, Geist und Seele bis an ihre Grenzen fordern würden. Nur wenn er diese bestand, würde er sich erneut als würdig erweisen.
Für viele Jahrhunderte herrschte Frieden zwischen den Reichen. Die Götter zogen sich in ihre strahlenden Paläste zurück, während die Dämonen hinter den schwarzen Mauern ihrer Festungen verweilten. Die Sterblichen lebten ungestört, frei von der Furcht vor himmlischen oder höllischen Konflikten. Doch tief in den Schatten des Dämonenreichs begann sich etwas zu regen. Der Dämonenkaiser sann auf Rache – ein Plan von unvorstellbarer Grausamkeit nahm Gestalt an. Er wusste: Solange der Schwertmeister noch nicht reinkarniert war und das Himmels-Schwert verschollen blieb, war das Göttliche Reich verwundbar. Sollte es ihm gelingen, das Schwert an sich zu reißen, könnte er das Universum nach seinem Willen formen und seinen dunkelsten Traum wahr machen: die Götter aus ihren Himmeln zu stürzen und eine Welt zu erschaffen, in der Dunkelheit und Chaos ewig regieren.
So beginnt unsere Geschichte – eine Erzählung von Licht und Schatten, von göttlicher Macht und menschlicher Schwäche. Es ist die Geschichte eines einfachen Schmiedelehrlings, der das Schicksal der Welten in seinen Händen trägt, und eines Schwertes, dessen Klinge die Grenzen von Himmel und Hölle durchdringt.

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