Synthetische Herzen

Geschrieben von Liam Blue

von Liam Blue
Published
15.04.2025

Als Ebook erhältlich

2,99 €

Als Taschenbuch erhältlich

10,95 €

ein illustrierter Anime-Roman

In einer Zukunft, in der die Menschheit in schwebenden Städten über einer verwüsteten Erde lebt, sind Androiden mehr als nur Maschinen – sie sind die Spiegel unserer tiefsten Sehnsüchte und Ängste.

Yuna Kisaragi, eine talentierte Mechanikerin und Hackerin, entdeckt in den Ruinen eines alten Forschungslabors einen geheimnisvollen Androiden, den sie Kai nennt. Doch Kai ist anders als die anderen: Er zeigt Emotionen und träumt von einer Welt, die er nie gekannt hat.

#J-Drama #Anime #Science-Fiction #Romance

Leseprobe

Kapitel 1

Die Entdeckung


DIE WELT, WIE WIR sie einst kannten, existierte nicht mehr. Vor Jahrzehnten hatte der Mensch die Erde an den Rand ihrer Existenz gebracht. Die Oberfläche war ein Ödland aus zerfallenen Städten, überwuchert von einer wilden, ungezähmten Natur, die sich ihren Platz zurückerobert hatte. Doch inmitten dieser Zerstörung lag eine eigenartige Schönheit – eine stille, melancholische Poesie, die Yuna Kisaragi tief in ihrem Innersten berührte. Die schwebenden Städte über den Wolken waren die letzten Zufluchtsorte der Menschheit – glänzende Metropolen aus Stahl und Glas, die wie Träume in unerreichbarer Ferne schwebten.


Das neue Leben fand nicht in allen Herzen ein Zuhause. Einige wagten sich immer wieder hinab in das Ödland, sei es aus Notwendigkeit oder aus einem unstillbaren Drang nach Freiheit. Yuna zählte zu diesen Abenteurern. Die Expeditionen in die Ruinen der Alten Welt bedeuteten für sie weit mehr als bloße Materialbeschaffung. Tief unten, inmitten der zerfallenen Zivilisation, fand sie wahre Freiheit – befreit vom Lärm der Maschinen, dem Gedränge der Menschen und den Fesseln der Regeln. Hier, in der Stille, begegnete sie ihrem innersten Selbst, hier strömten ihre Gedanken ungehindert.

Sie stand auf einem zerbrochenen Betonblock und ließ ihren Blick über die endlose Weite schweifen. Ihr Atem bildete kleine Wolken in der kühlen Morgenluft, während die ersten Sonnenstrahlen durch den dichten Nebel brachen und das Bild vor ihr in goldenes Licht tauchten. Es war ein Labyrinth aus rostigen Metallgerüsten und eingestürzten Hochhäusern, deren Fassaden von Efeu und wilden Blumen überwuchert waren – ein Anblick voller Widersprüche: Vergänglichkeit und Leben, Verfall und Schönheit.
 Yuna straffte ihre Handschuhe und inspizierte den Inhalt ihres Rucksacks: Werkzeuge, Ersatzteile und eine selbstgebaute Mini-Drohne. »大丈夫 (Daijoubu), auf geht’s«, hauchte sie leise. Ihre Stimme verschmolz mit dem sanften Windhauch, als wollte sie die Stille des Moments nicht brechen. Mit einem geschmeidigen Satz glitt sie vom Betonblock auf den weichen Untergrund. Ihre Finger glitten über das kalte Metall ihrer Werkzeuge – vertraut und beruhigend. Sie war Mechanikerin mit Leib und Seele. Ihre Hände hatten schon unzählige Maschinen repariert, Leben eingehaucht in Dinge, die andere längst aufgegeben hatten. Doch um ihre Werkstatt in den unteren Ebenen der schwebenden Stadt AetherCity am Laufen zu halten, brauchte sie Materialien – seltene Teile, die nur hier unten zu finden waren.
 Mit leisen Schritten bewegte sie sich durch die Ruinenlandschaft. Jeder Laut wurde von den stillen Mauern zurückgeworfen – ein leises Echo ihrer Gegenwart. Obwohl alles verlassen schien, konnte man nie sicher sein. Gerüchte über Plünderer oder alte Sicherheitsdroiden hielten sie wachsam. Nach einer Stunde entdeckte sie endlich etwas Ungewöhnliches. Ein halb eingestürztes Gebäude mit einem verblassten Logo an der Fassade – ein altes Forschungszentrum. Yuna hielt inne und spürte einen leichten Anflug von Nervosität. Solche Orte bargen oft wertvolle Schätze … aber auch Gefahren.

Der Geruch von Staub und altem Öl umfing sie sofort, als sie das Innere betrat. Ihre Schritte hallten auf dem Boden wider, während ihre Taschenlampe den Raum erhellte: zerbrochene Monitore, Kabelbündel und seltsame Maschinen mit unbekanntem Zweck. Die Luft war schwer von Vergangenheit – als ob dieser Ort Geschichten flüstern wollte. Doch dann blieb ihr Licht an etwas hängen – oder vielmehr an jemandem.
 Inmitten des Chaos lag eine Gestalt auf dem Boden – regungslos und von einer dünnen Staubschicht bedeckt. Ihr Herz setzte für einen Moment aus. Es war ein Mann … oder zumindest sah er so aus.
 Yuna kniff die Augen zusammen und trat vorsichtig näher. Sein Gesicht war makellos – fast zu perfekt –, seine Kleidung schlicht und modern. Doch etwas stimmte nicht. Als sie näher kam, bemerkte sie ein kleines kreisrundes Symbol auf seiner Stirn: ein Fingerab- druckscanner? Ihr Atem ging schneller.
 »すごい (Sugoi) …?«, flüsterte sie und kniete sich neben ihn. Ihre Finger zitterten leicht, als sie seine Schulter berührte. Seine Haut fühlte sich kühl an – fast wie echtes Fleisch –, und doch war etwas Unwirkliches daran.
 »Ein Android«, murmelte sie schließlich und ließ ihren Blick über ihn gleiten. Er war anders als alles, was sie je gesehen hatte – so menschlich … so real.
 Wer hatte ihn hier wohl zurückgelassen? Und warum? Yuna spürte eine seltsame Mischung aus Neugierde und Mitgefühl in sich aufsteigen. Gefühle, die sie nicht erwartet hatte. Yuna hockte sich neben den regungslosen Androiden und ließ ihren Blick über ihn gleiten.

Sein Gesicht war so makellos, dass es sie für einen Moment aus der Fassung brachte. Es war schwer zu glauben, dass er wirklich eine Maschine war. Nur der Scanner auf seiner Stirn – damit programmierte man einen Androiden auf seinen Meister – ließ keinen Zweifel daran. Seine Kleidung wirkte schlicht, aber hochwertig, und seine Haut fühlte sich fast lebendig an, als sie vorsichtig seine Hand anhob.
»Was machst du nur hier unten, mein Hübscher?«, flüsterte sie leise und spürte eine seltsame Mischung aus Neugier und Mitgefühl in sich aufsteigen. Ein so schöne Maschine hier liegen zu sehen, ließ ihr Mechaniker-Herz  seufzen und schluchzen.

Wer hat dich nur gebaut? Einst steht mal fest, wer auch immer dafür verantwortlich ist, muss ein wahres Genie sein.

Möchtet Ihr eine zweite Staffel?